Als Ilke Wyludda 1969 in Leipzig geboren wurde, konnte man vom Fenster der Frauenklinik aus das Zentralstadion sehen. Diese Verbindung zum Sport bestimmte ihr Leben. Als kleines Kind war sie beim Eislaufen und Turnen. Als 9-jährige wurde das groß gewachsene Mädchen für die Leichtathletik gesichtet. Ilke kam 1981 auf die KJS Halle und fand bald in dem leider viel zu früh verstorbenen Wurf-Trainer Siegfried Eichfeld einen väterlichen Förderer.
Ilke war eine sehr gute Schülerin und lernte früh, ihre Zeit einzuteilen und um Ziele zu kämpfen. Schon als Jugendliche war sie Weltspitze im Diskus. Nach dem Abitur studierte sie an der DHfK und erwarb den Abschluss als Leistungssporttrainer. Danach studierte sie an der MLU Halle und wurde Sportlehrerin für Reha-Sport. Sofort anschließend absolvierte sie eine Ausbildung zur Physiotherapeutin.
Ihr größter sportlicher Erfolg war der Olympiasieg im Diskuswerfen 1996 in Atlanta unter der Leitung ihres nachfolgenden Trainers Gerhard Böttcher. Das darauffolgende Trainingsjahr begann hervorragend. Alle trainingsmethodischen Werte waren im Dezember 96/Januar 97 optimal. Da riss ohne Vorwarnung die rechte Achillessehne. Von da an gab es einen stillen zähen Kampf um die Gesundheit. Ilke trainierte wieder, arbeitete als Physiotherapeutin, machte dann ihre eigene Physiotherapie auf. Dazwischen lagen immer wieder Monate im Krankenhaus. Wundheilungsstörungen hieß die Diagnose immer wieder. In dieser Zeit reifte der Wunsch, sich den Kindheitstraum zu erfüllen und Medizin zu studieren. Mit eiserner Disziplin absolvierte sie Studium und Training, wurde bei den Olympischen Spielen von Sydney nochmal Siebente. Und wieder viele Monate Krankenhaus. Sie beendete die Leistungssportliche Laufbahn und kam zu uns, weil sie den Sport und den Kontakt zu anderen Sportlern brauchte.
Im November 2010 beendete sie erfolgreich ihr Medizinstudium und sofort danach ging sie wieder ins Krankenhaus. In der nächsten Woche war aus der Wundheilungsstörung eine Sepsis mit Multiorganversagen geworden. „Bein oder Leben“ hieß die Alternative der Ärzte. Ilke entschied sich für Leben. Sie wusste, es würde ein schweres Leben. Genau um ein Jahr verzögerte sich ihr Arbeitsbeginn. Sie kam wieder zum Training, wenn es möglich war, fühlt sich wohl im Kreise der Rollis und ihrer Angehörigen, machte Untersuchungen für ihre Doktorarbeit, konsequent und zielstrebig, ohne viel Worte darum zu machen. Und wen wundert es, Ilke trainiert wieder, nicht nur beim RBC sondern bei der integrativen Sportgruppe der Halleschen Leichtathletikfreunde im Behindertensport.
Seit 2011 ist sie Mitglied der Nationalmannschaft des Behindertensportverbandes. 2013 wurde sie 4. bei der Leichtathletik-WM der IPC. 2014 wurde sie Deutsche Meister und 4 Tage später verteidigte sie ihre Promotionsschrift. Die Facharztweiterbildung für Anästhesie läuft.
Respekt und Glückwunsch Frau Wyludda. Viel Erfolg für Swansea! Und wenn Du von der Europameisterschaft zurückkommst, erwarten wir Dich zum Training!